Interview mit Franca Parianen

Dr. Franca Parianen ist Neurowissenschaftlerin und forschte unter anderem am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Seit 2014 ist die Forscherin außerdem als Science-Slammerin bekannt und trägt ihre Erkenntnisse aus der Erforschung von Neuronen und Hormonen auf charmante Art im Rahmen von Kongressen, Theatern und Messen vor. Dieses Jahr erschien ihr Buch „Hormongesteuert ist immerhin selbstbestimmt“ im Rowohlt Verlag.
Mandelkern: Auf dem Frankfurter Zukunftskongress diskutieren wir die Zukunftsthemen Digitalisierung, New Work und Planet Erde. Welches dieser Themen beschäftigt Sie am meisten?
Parianen: Das kann ich für mich gar nicht so eindeutig festlegen. Und das finde ich am spannendsten an dieser Veranstaltung. Man kann diese Themen ohnehin nicht voneinander getrennt betrachten. Es ist höchste Zeit, dass wir gemeinsam über die Verbindungen nachdenken. Hirnforschung eignet sich dafür ganz wunderbar, denn sie stellt grundsätzlich die Frage, wie wir mit Herausforderungen umgehen.
Als Neurowissenschaftlerin beschäftigen Sie mit der Frage, was menschliches Handeln bestimmt. Warum fällt es uns oft so schwer, das Richtige zu tun?
Solche Situationen entstehen oft aus Überforderung, oder aus einem Spannungsverhältnis zwischen unseren Bedürfnissen und denen der Gemeinschaft. Als Menschen sind wir zum Beispiel alle daran interessiert, ein positives Selbstbild zu haben. Dazu gehört auch, dass wir das Gefühl haben wollen, die Kontrolle zu haben und zu verstehen, was um uns herum passiert. Sobald wir dieses Gefühl nicht mehr haben, tendieren wir dazu, Dinge zu tun, die es uns zurückgeben. Dann schieben wir Schuld von uns weg und nehmen andere in die Verantwortung für unser Verhalten. Das ist dann eine Art Notfall- oder Selbstschutzdenken. Sobald die Situation hinter uns liegt, fragen wir uns oft: Was habe ich da eigentlich gemacht?
Was kann man dagegen tun, um Menschen zum richtigen Handeln zu bewegen?
Wir können Bedingungen schaffen, die Zusammenarbeit vereinfachen- wo wir sie im Moment oft aktiv behindern. Reflektion und Selbstwirksamkeit sind entscheidend, um zukünftiges Verhalten positiv zu beeinflussen. Wie schon gesagt, im Nachhinein gibt es häufig einen Moment, in dem man sich fragt, warum man auf eine bestimmte Art gehandelt hat. Wenn wir uns vorher schon mit dem Thema beschäftigen und wissen, dass unsere Entscheidung etwas zählt, verfallen wir seltener in vereinfachte Denkmuster. Wenn dann auch noch ein Austausch möglich ist, ist das umso besser. Veranstaltungen wie der Frankfurter Zukunftskongress bieten dafür eine großartige Möglichkeit, um andere Verhaltensmuster kennenzulernen und sich gemeinsam zu reflektieren.
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