Frische Ideen angewandt

Frankfurter

Zukunfts

Kongress

15.09.2022

Innovation aus Leidenschaft – Teil 1

Frank Weber ist Autor der beiden Bücher „Robuste Unternehmen“ und „Innovation aus Leidenschaft“.

Frank Weber, unser langjähriger Partner und Unterstützer des Frankfurter Zukunftskongresses hat vor einigen Monaten sein aktuelles Buch „Innovation aus Leidenschaft – So gestalten Unternehmen kraftvoll eine passende Innovationskultur“ veröffentlicht. Hierin beschäftigt er sich mit der Frage, wie es um die Innovationsfähigkeit von Unternehmen bestellt ist. Ein Thema, welches angesichts vieler technologischer, gesellschaftlicher und politischer Veränderungen für die Zukunfts-fähigkeit von Unternehmen von immer größerer Bedeutung ist. Passenderweise bietet Weber einen digitalen Workshop zum Thema an.

Er vertritt die Ansicht, dass die Chancen vor allem in einer passenden Unternehmenskultur und in einer flankierenden Arbeit von Führungs-kräften liegen. Zwei Faktoren, die natürlich auch zu den Botschaften des Frankfurter Zukunftskongresses passen. Grund genug, mit Frank Weber ein Interview zu führen.

 

Der erste Kongress lief im vergangenen Jahr unter dem Motto „Frische Ideen angewandt" und in diesem Jahr lautet es „Gemeinsam handeln – jetzt“, was sagt Ihnen das?

Beide Motti beinhalten das Tun in sich. Das ist mir wichtig und deshalb engagiere ich mich ja auch so gerne für und während des Frankfurter Zukunftskongresses. Während die Mehrzahl der Kongresse und Veranstaltungen, die sich mit dem Thema der Zukunft beschäftigen, mehr eine Plattform für Worte und den Gedankenaustausch sind, wollen wir ja hier bewusst einen Schritt weitergehen und Taten folgen lassen. Ein wenig pointiert: Worte allein bringen keine Innovationen. Eine Innovation liegt erst dann vor, wenn eine bestimmte Menge an Menschen diese aktiv nachfragen und nutzen wollen. Also dann, wenn frische Ideen auch angewendet werden und wenn man gemeinsam handelt.

 

Das Land der Dichter und Denker ist nicht mehr der Innovationsweltmeister. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Ich nehme das schöne Bild vom Land der Dichter und Denker gerne auf. Das soll auf den Schriftsteller Johann K.A. Musäus zurückgehen, der im 18. Jh. einmal schrieb: „Was wäre das enthusiastische Volk unserer Denker, Dichter, Schweber, Seher ohne die glücklichen Einflüsse der Fantasie?“. Und genau darum geht es, um die Einflüsse der Fantasie.

Innovationen können ohne Fantasie und Kreativität nicht stattfinden. Es ist vielleicht sogar so, dass wir für eine bestimmte Zeit zum Innovationsweltmeister wurden, weil wir kulturell verankert ein fantasievolles Volk waren. Weil uns damit die Kreativität in die Wiege gelegt wurde.

Diesen Gedanken könnte man dann auch in sein Gegenteil umkehren: Unbestritten sind wir beides nicht mehr, Dichter- und Denkerland sowie Innovationsweltmeister. Es mag einen Zusammenhang geben.

Wir vernachlässigen die Kreativität, schädigen dadurch unsere Innovationsfähigkeit. Stattdessen fokussieren wir Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen. Diese beiden Punkte dominieren das Management-Handeln seit langer Zeit. Das ist für sich genommen unter bestimmten Rahmenbedingungen nicht schlecht. Doch wenn das die betriebswirtschaftliche Dauermaxime ist, dann führt das nicht zum Ziel. Sollen Innovationsvorhaben erfolgreich sein, dann ist das an die Bereitschaft gebunden, auch zu investieren, und das kostet zunächst einmal Geld. Weiter ist das Streben nach Effizienz nicht kompatibel mit Kreativität. Diese wird durch ständige Effizienzsteigerungen vernichtet. Kreativität braucht Freiräume, auch einmal Muße und die Bereitschaft, zu irren oder Fehler zu machen.

Freiräume, die auch auf dem Frankfurter Zukunftskongress wieder geboten werden. Dort nennen wir sie Denkräume und dort sollen die Gedanken themenspezifisch kreisen.

 

Welche Rolle spielt das Innovationsmanagement in Unternehmen beim Negativtrend Deutschlands rund um Erfindungen und Disruptionen?

Für erfolgreiche Innovationen müssen eine Reihe von Barrieren überwunden werden. Hierzu gehören finanzielle Hürden, genauso wie Hindernisse, die aus der Gesetzgebung und der Regulation stammen. Die Themen der nicht genutzten Kreativität und des Effizienzwahns hatten wir ja schon.

Wesentlich ist auch, dass wir vielerorts keine passende Unternehmenskultur haben, die die Innovationsfähigkeit begünstigt. Die gelebte Kultur repräsentiert jenes angesammelte Wissen, Denken und Wahrnehmungen sowie Werte, die das Arbeiten in einer Organisation bestimmen. Einfacher gesagt: die Summe aller Selbstverständlichkeiten. In unserem Fall die Summe aller Selbstverständlichkeiten, wie im Unternehmen über Erneuerungen gedacht wird und mit diesen umgegangen wird. Das führt uns zu der zentralen Frage – und im Buch nenne ich sie auch so: Wie ist eigentlich unsere Haltung zum Neuen?

Halten wir inne und überlegen: Welchen Stellenwert hat das Neue im eigenen Unternehmen? Lassen Sie mich raten: keinen großen, und die Dominanz liegt auf dem Bewährten und dessen inkrementeller Optimierung. Man fokussiert alles Mögliche, nur nicht die Notwendigkeit zu innovieren. Das ist nicht nur bedauerlich. Das ist gefährlich. Innovation ist weit mehr als ein Imagefaktor. Innovation ist überlebenswichtig – schon gar im Kontext der VUCA-Welt und immer kürzerer Innovationszyklen. Ohne die Fähigkeit zu innovieren gefährden Unternehmen ihre Zukunft.

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch ein kleines Gedankenexperiment machen: Es geht um Ihre Teilnahme am Frankfurter Zukunftskongress, liebe Leserinnen und Leser. Wenn Sie sich selbst dabei ertappen, dass Sie am 11. Oktober 2022 dafür keine Zeit haben, weil zu viel Tagesgeschäft zu erledigen ist, dann haben Sie ein Problem: Sie gewichten das tägliche Hamsterrad stärker als das Nachdenken über künftige Chancen – das Nachdenken über die Zukunft.

 

Das Gespräch wird fortgesetzt!

 

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"Innovation aus Leidenschaft", der Workshop zu Innovationskultur am 30.09.2022.

 

Frank Weber ist seit 2011 Unternehmensberater (weber.advisory) und Hochschuldozent mit den Schwerpunkten Change- und Innovations-Management sowie Leadership und Unternehmensentwicklung. Weber hat Zusatzausbildungen an der St. Galler Business School – „General Management Program“ und Weiterbildungen in NLP (Master), systemischem Coaching und Ausbildung zum Mediator (FH Darmstadt). Seit 2017 ist Weber Beirat des „Competence Center Entrepreneurship“ der Hochschule Fresenius. Er ist Autor der beiden Bücher „Robuste Unternehmen“ und „Innovation aus Leidenschaft“.